Beurteilung und Schnitt von Sträuchern und Spezialitäten

schneiden. pflegen. stutzen

Kursleitung / Referent: Roger Ingold, Ingold Gartenbau und Begrünungen AG,
Anmeldung / Organisation: Sabine Albertsen, Jardin Suisse, s.albertsen@jardinsuisse.ch
Zielpublikum: Gärtner, Junggärtner und Quereinsteiger
Nächste Kurse: Anfang 2017, das Datum wird in der Kursbroschüre von JardinSuisse bekanntgegeben.


Der Kurs «Beurteilung und Schnitt von Sträuchern und Spezialitäten» ist schon lange fester Bestandteil des Weiterbildungsangebots von Jardin Suisse. Das fachgerechte Schneiden von Solitär- und Grosssträuchern ist heute wichtiger denn je, um den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Der Trend geht hin zu neuen Gartenanlagen, wo die Bepflanzung vom ersten Tag an aussehen soll, als sei sie über Jahre angewachsen. Den Kunden von bestehenden Gärten mit schönen, alten Gehölzen, wird hingegen immer bewusster, dass die Pflege essenziell ist.

In den letzten 15 Jahren hat sich das Kursangebot im Bereich Sträucherschnitt laufend verändert und aktuelle Trends wurden in die Kurse integriert. Doch auch das Profil der Teilnehmenden ist ein Spiegel der Zeit: Haben anfangs 95 Prozent Männer den Kurs besucht, ist in diesem Jahr der Frauenanteil bereits auf 40 Prozent gestiegen.

Berufsleute und Quereinsteiger, wie Landwirte oder Forstwarte, dominierten einst den Kurs. Heute liegt der Anteil der Teilnehmenden, die von Liegenschaftenunterhaltsfirmen und öffentlichen Einrichtungen wie Werkstätten und Heimen kommen, bei über 30 Prozent. Das macht deutlich, dass diese Firmen eine immer ernstzunehmendere Konkurrenz zu den klassischen Gartenbaubetrieben sind.

Hervorragendes Schnittmaterial
Die diesjährigen Kurse wurden in den Parkanlagen der ETH Hönggerberg und der Stadt Zug abgehalten, die hervorragendes Schnittmaterial bieten. Allein die Grünfläche der ETH misst etwas über 30 ha und stösst mit ihrer vielfältigen Pflanzensammlung auf reges Interesse. Das klassische Schneiden von
Sträuchern ist jeweils der erste Programmpunkt. Dabei wird schnell ersichtlich, wie gross das vorhandene Wissen ist und die Theorie kann den Bedürfnissen der Teilnehmenden angepasst werden. Durch die vermittelnden Spezialisten entstehen
interessante Dialoge und es können gemeinsam Grundlagen erarbeitet werden.

Der erste theoretische Teil dreht sich neben Frühjahrs- und Sommerblühern, auch um Rosen, Hortensien, südländische Pflanzen, immergrüne Sträucher und Koniferen. In Gruppen nehmen die Teilnehmenden anschliessend an vordefinierten
Gehölzen eine Beurteilung vor und üben das Erlernte in der Praxis.

Gesamtheitliche Betrachtung
Mit Schnittmassnahmen wird meist die natürliche Wuchsform der Pflanze stark beeinträchtigt. Es erfordert grosses Wissen und gärtnerische Erfahrung, um Solitärgehölze zu schneiden. Wichtig ist nicht nur das Schneiden selbst, sondern eine gesamtheitliche Betrachtung und Beurteilung der Pflanze im Vorfeld, um ihren Zustand und ihre Vitalität zu erkennen.

Relevante Punkte sind:

  • Wie ist der Gesundheitszustand der Pflanze?
  • Was sind die Schnittziele?
  • Was will der Kunde?
  • Müssen auch Faktoren berücksichtigt werden wie Grenzabstände oder vermehrt zu erwartende Schäden durch starke Winde oder Schneedruck?

Ebenso bedeutend ist der Zeitpunkt des Schnitts, was anhand eines Forschungsversuches eindrücklich bewiesen wurde. Eine der relevantesten Grundlagen stellt jedoch der Boden dar. Wie stellt man fest, ob der Boden gut oder beispielsweise verdichtet ist? Was sind die Folgen? All dies wird im theoretischen Teil des Kurses vermittelt. Ziel der Übung ist es, dass die Teilnehmer exakte Urteile treffen und diese auch im praktischen Alltag anwenden können.

Technische Hilfsmittel
Das Schneiden von Grosssträuchern bedarf in der Regel den Einsatz einer Leiter. Anhand eines praktischen Beispiels erlernen die Teilnehmenden den richtigen Umgang mit dieser, was auch die neusten Vorschriften zum Einsatz und den vorgeschriebenen Selbstschutz beinhaltet. Wo eine Leiter an ihre Grenzen gelangt,finden andere Hilfsmittel Anwendung. Im praktischen Teil der Übung kommt deshalb auch eine Hebebühne zum Einsatz.

Der Referent Bernhard Lehman hat im diesjährigen Kurs ein Bodenbelüftungsgerät vorgeführt, das grosses Staunen und Interesse hervorrief.Weiter gab es ein Referat über Bambus. Hat der Bambus in vergangener Zeit etwas an Attraktivität verloren, so ist es dennoch extrem wichtig, dass gute Kenntnisse über das schnellwachsende Gras vorhanden sind. Als wichtigste Grundlage stellte Kursleiter Roger Ingold horst- und rihzombildende Bambusse vor. Das richtige Versetzen einer Rihzomsperre, kontrollierter Wuchs und Schnitt sowie Pflegearbeiten wie Düngen, Wässern, Pflanzenschutz und Kontrolle der Rihzomsperre wurden ausführlich vermittelt.

Als Begrünungsspezialist referiert Ingold nicht nur über Bambus sondern auch über Schling- und Kletterpflanzen. Grundwissen zum Schnitt dieser Pflanzen ist bei den Kursteilnehmenden praktisch nicht vorhanden, einige haben vielleicht einmal eine Glyzine oder Clematis geschnitten.

Begrünung der Ballungszentren
In den zunehmend verdichtetet gebauten Städten und Agglomerationen wird das Grün wichtiger denn je. Weil immer weniger Boden vorhanden ist, wird die Begrünung von Fassaden und Dächern für die Zukunft unumgänglich. Was sind Grundlagen einer Fassadenbegrünung? Welche Wuchsformen gibt es? Wie sehen Kletterhilfen aus? Wie wird geschnitten und wie muss über das Jahr gepflegt werden? Anhand von eindrücklichen Bildern zeigte Ingold Begrünungsbeispiele, die von seinem Unternehmen in der Schweiz realisiert wurden.

Nach zwei Tagen mit geballten Informationen werden die Teilnehmenden mit vielen neuen Eindrücken verabschiedet. Die Kursleiter hoffen natürlich immer, dass sie Interesse wecken konnten und dass trotz vorherrschender Konkurrenz genügend Zeit bleibt, das Erlernte anzuwenden. Denn den Gärtnern obliegt eine grosse Verantwortung, die ihnen anvertrauten Pflanzen richtig zu pflegen und so für die Zukunft zu bewahren.